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Um die Wette Leben retten

Aktualisiert: 10. Dez. 2018

„Life Saving“ macht Rettungsschwimmen zur Wettkampfgegenstand


lebensretter weltmeisterschaften team deutschland

Wir schreiben den Dezember 2018: während sich hier zu Lande die Eisschwimmer langsam aber sicher dem Saisonstart nähern, können die Mannschaften der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), der Österreichischen Wasserrettung und der Schweizerischen Lebensrettungs Gesellschaft in Adelaide, Australien noch Temperaturen um die 20 Grad C° genießen – und ganz nebenbei an den LIFESAVING WORLD CHAMPIONSHIPS 2018 teilnehmen. Wie man mittlerweile weiß, mit einem sehr guten Ergebnis: am Sonntag, den 25.11.2018, beendete das deutsche Team den internationalen Wettkampf mit dem vierten Platz in der Gesamtwertung. Die Mannschaft, welche die DLRG als Mitglied im Weltverband International Lifesaving Federation (ILS) ins Rennen schickte, kann mit insgesamt neun Medaillen, darunter sechsmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze eine positive Bilanz ziehen. Allemal ein Grund, stolz zu sein! Aber was ist eigentlich Rettungsschwimmsport – und warum ist es gerade auch für Freiwasserschwimmer eine interessante Option?


Menschen retten als sportliche Disziplin

Ab und an sichtet man in Schwimmbädern Gruppen, die orange Kunststoff-Puppen und anderes exotisch wirkendes Equipment mitführen. Das sieht ein wenig verspielt aus, hat jedoch einen pragmatischen Hintergrund. Denn auch Leben zu retten will geprobt und trainiert sein. Der Rettungssport ist die Wettkampfvariante des Rettungsschwimmens. Letztendlich sollen auf diese Art Menschen motiviert werden, sich im Bereich der Wasserrettung zu engagieren und im Ernstfall aktiv Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Kraft, Kondition, Schnelligkeit und die Beherrschung der Rettungsgeräte sind Voraussetzung dafür, im Wettbewerb zu bestehen. In der DLRG betreiben derzeit rund 61.000 Menschen aktiv den Rettungssport, der sowohl im Pool als auch im Freiwasser ausgeübt wird.



Herausforderung Freiwasserrettung

Ursprünglich in Übersee populär geworden, finden mittlerweile weltweit Wettkämpfe im offenen Meer statt. Seit den 1990 Jahren hat sich die Disziplin auch in Deutschland etabliert. Für den Sportler heißt das nichts anders, als dass im Gegensatz zu den Pool-Disziplinen auch Elemente wie Wassertemperatur, Wellen und Brandung einkalkuliert werden müssen. Zusätzlich zu dem reinen Schwimmen ist der sichere Umgang mit den vielfältigen technischen Hilfsmitteln gefordert: es gilt, Rettungsbretter, Rettungskajaks, Flossen und Gurtretter (das sind Auftriebskörper aus Kunststoff, die an der Brust einer zu rettenden Person befestigt werde, so dass sie an der Wasseroberfläche bleibt) einzeln oder in Kombination zu beherrschen. In den Freiwasser-Disziplinen werden keine Zeiten genommen, hier zählt alleine die Reihenfolge des Zieleinlaufs. Besonders in Australien und Neuseeland genießt der Freigewässer-Rettungssport hohe Popularität und zieht zu den nationalen Meisterschaften und Wettbewerben tausende Zuschauer an.


Die Disziplinen im Einzelnen

Rettungssport im Freigewässer ist vielfältig und abwechslungsreich. Er beinhaltet auch Einzel- und Teamdisziplinen. Einige der Disziplinen werden ausschließlich an Land ausgetragen. Die Wasserdisziplinen finden auf Rundkursen statt, die durch Bojen markiert sind. Auf der Website der DLRG werden alle Varianten detailliert beschrieben und mit Skizzen verdeutlicht. Wer als Freiwasserschwimmer ein wenig Abwechslung in sein Training bringen und möglicherweise selber in der Lebensrettung aktiv werden möchte, sollte den Rettungssport einmal ausprobieren.

1.) Beach Sprint (Strandsprint)


Jeder, der schon einmal im trockenen Sand joggen war, weiß, wie beschwerlich es sein kann, auf dem instabilen Untergrund voran zu kommen. In Rettungssituationen zählen oft Sekunden, daher ist es für die Retter wichtig, Wege am Strand schnell zurücklegen zu können.

Der Beach Sprint findet als Einzeldisziplin und als Staffel statt. Beim Einzelstart sprinten die Rettungssportler am Strand eine Distanz von ca. 90 Metern. Das Staffelformat wird als 4x90m-Pendelstaffel ausgetragen.

2.) Rettungsski-Rennen (Surf Ski Race)

Der Rettungsschwimmer startet mit seinem Rettungsski – einer Art Mischung aus Surfbrett und Kajak – aus dem knietiefen Wasser und absolviert einen ca. 700 Meter langen Rundkurs.

3.) Brandungsschwimmen (Surf Race)

Selbstverständlich gibt es auch Disziplinen, die ohne Equipment auskommen. Beim Brandungsschwimmen starten Rettungsschwimmer startet vom Strand und absolviert schwimmend einen ca. 400 Meter langen Rundkurs. Dabei wird sowohl mit, als auch gegen die Brandung geschwommen.

4.) Board Race (Rettungsbrett-Rennen)

Der Rettungsschwimmer startet mit seinem ca. 3 Meter langen Rettungsbrett von der Wasserkante und absolviert einen ca. 600 Meter langen Kurs.

5.) Oceanman (Rettungstriathlon)

Diese Kombination gilt als die Königsdisziplin des Wettkampfes: Bei dieser Königsdisziplin absolviert der Rettungssportler hintereinander weg das Brandungsschwimmen, das Rettungsbrett- und das Rettungsski-Rennen. Die Reihenfolge wird vor dem Wettkampf ausgelost.

Die Teamvariante des „Oceanman“ wird als Taplin Relay (Gemischte Rettungsstaffel) bezeichnet: Jeder der vier Rettungssportler einer Mannschaft absolviert eine der Disziplinen Brandungsschwimmen, Laufen, Rettungsbrett- und Rettungsski-Rennen. Die Reihenfolge der Disziplinen wird vor dem Wettkampf ausgelost

6.) Rescue Tube Rescue (Retten mit Gurtretter)

Bei dieser Teamdisziplin wird mit festgelegten Rollen gearbeitet: „Opfer“, Retter und Helfer. Das Mannschaftsmitglied, das den Ertrinkenden verkörpert, schwimmt zunächst zu einer ihm zugewiesenen Boje. Sobald er sie erreicht, schwimmt der mit einem Gurtretter und Flossen ausgerüstete zweite Rettungsschwimmer hinterher. An der Boje angekommen legt er dem „Opfer" den Gurtretter um und zieht ihn zum Strand. Die Rettung wird durch die beiden Helfer unterstützt, die dem Rettungsschwimmer ins hüfttiefe Wasser entgegen gehen, das „Opfer" übernehmen und zum Ziel am Strand tragen.

7.) Board Rescue (Retten mit Rettungsbrett)

Einer der beiden Rettungsschwimmer einer Mannschaft schwimmt zu der ihm zugewiesenen Boje und signalisiert seine Ankunft durch Handzeichen. Daraufhin erst kann sich der Teamkollege mit dem Rettungsbrett auf den Weg machen, um das „Opfer“ an der Boje aufzunehmen. Gemeinsam paddeln die beiden auf dem Rettungsbrett zum Ziel am Strand.

8.) Beach Flags

Diese Einzeldisziplin erinnert ein wenig an die Reise nach Jerusalem: Aus der Bauchlage heraus sprintet der Rettungssportler am Strand eine Distanz von ca. 20 Metern und greift sich einen Stab (Flag). Da weniger Stäbe als Wettkämpfer vorhanden sind, scheiden bei jedem Durchgang Wettkämpfer aus.


Haben wir euer Interesse geweckt? Hier könnt ihr euch weiter informieren: Deutschland (Deutsche Lebens Rettungs Gesellschaft)

 

Artikel: Sarah Schiepe

Bilder: DLRG

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